Ist deutsches Leitungswasser gesund?
Blei in den Wasserrohren, Nitrat im Grundwasser: Kann das Hahnenwasser hierzulande bedenkenlos getrunken werden? Kann denn Leitungswasser gesund sein? An dieser Frage scheiden sich die Geister. Ein Blick in diverse Untersuchungen, Gesetzgebung sowie Experteninterview verrät, inwiefern das Leitungswasser gesund ist und mit handelsüblichem Mineralwasser Schritt halten kann.
Wasser hält wichtige Körperfunktionen am Leben
Wasser ist die Grundlage allen Lebens und für den menschlichen Organismus essentiell. Wird zu wenig Flüssigkeit aufgenommen, lassen die geistige sowie körperliche Leistungsfähigkeit nach und der Stoffwechsel ist gestört. In Form von Schweiß kühlt es unseren Körper und als Urin schwemmt das Wasser gefährliche Schadstoffe aus. Ohne Wasser würden Kreislauf und Nieren versagen, spätestens nach vier Tagen. Auch wasserreiche Organe wie Muskulatur, Leber, Gehirn, Lunge, Haut sowie das Blut sind darauf angewiesen. Und weil unser Organismus kein Wasser speichern und somit nicht auf Wasserreserven zurückgreifen kann, bedarf es Nachschub. Und dies regelmäßig, denn auch ohne viel Bewegung verliert der Körper pro Tag etwa zwei Liter Flüssigkeit. Weil über die Nahrung nur bedingt ein Ausgleich erfolgen kann, ist der Konsum von Wasser unentbehrlich. Damit wird deutlich: Wasser steht für das bedeutungsvollste Lebensmittel – vorausgesetzt die Qualität stimmt. Schließlich können über das Wasser auch chemische Substanzen in den Körper gelangen, die sich für unsere Organe als schädlich erweisen können. Doch inwiefern trifft dies auch auf das Hahnenwasser zu und ist noch das Leitungswasser gesund?
Leitungswasser genießt großes Vertrauen
Wie sich dem Begriff zweifelsfrei entnehmen lässt, kommt das Leitungswasser aus der Wasserleitung. Die Wasserwerke bereiten dieses vor, bevor das Wasser in die Rohre gepumpt und seinen Weg durch die heimischen Wasserleitungen findet. Zwar konsumiert jeder Deutsche im Jahr etwa 140 Liter Mineralwasser, welches aus einem der knapp 200 hiesigen Mineralbrunnen stammt. Dennoch steht das Mineralwasser aus dem Getränkemarkt zunehmend in Konkurrenz zum Wasser aus dem Hahn. Inzwischen greift sogar nur noch jeder dritte Deutsche zur Wasserflasche. Teilweise lässt sich dieser Sinneswandel mit den Kosten begründen, die im Falle des Leitungswassers deutlich niedriger ausfallen. Wer Wasser aus dem Hahn zapft, bezahlt je Liter lediglich rund einen halben Cent – Abwasserkosten eingerechnet. Zudem sparen Sie sich das aufwändige Schleppen der Kisten und tun durch den Wegfall der PET-Flaschen auch der Umwelt etwas Gutes. Überdies fällt das Vertrauen darauf, dass Leitungswasser gesund ist, groß aus. Dies beweist die Studie „Qualität und Image von Trinkwasser in Deutschland“ des Verbandes kommunaler Unternehmen. So beurteilen rund 83 Prozent der Befragten das Wasser aus der Rohrleitung als gut oder gar sehr gut. 92 Prozent gehen sogar davon aus, dass Leitungswasser gesund ist und ohne Bedenken getrunken werden kann.
Trinkwasserverordnung als Garant für sauberes Wasser
Fakt ist: Hierzulande gilt das Leitungswasser als das am besten kontrollierte Lebensmittel überhaupt. Hierfür sorgt die deutsche Trinkwasserverordnung. Sie basiert auf der EG-Trinkwasserrichtlinie und dem deutschen Infektionsschutz-Gesetz. Die Verordnung stellt sicher, dass das Hahnenwasser keine Schadstoffgrenzwerte überschreitet. So legt sie unter anderem fest, auf welche physikalischen, biologischen und chemischen Parameter das geförderte Grundwasser in regelmäßigen Abständen zu untersuchen ist. Das zu 70 Prozent aus Quell- und Grundwasser sowie aus Talsperren, Seen, Flüssen und Brunnen stammende Leitungswasser wird analysiert und erforderlichenfalls aufbereitet. Für die Prüfung zuständig sind die Wasserversorger. Die Wasserwerke befinden sich wiederum unter der staatlichen Aufsicht des Gesundheitsamtes. Für die Qualität des Trinkwassers sind schlussendlich die Bundesländer und deren Behörden zuständig.
Intakte Rohrleitungen halten Leitungswasser gesund
Die strengen Anforderungen, welche an die Wasserwerke im Zusammenhang mit der Aufbereitung und Überwachung des Leistungswassers gestellt werden, machen deutlich, dass dieses die deutschen Hausanschlüsse in einwandfreier Qualität erreicht. Ab dem Hausanschluss ist jedoch jeder selbst dafür verantwortlich, dass das Leitungswasser gesund und hochwertig bleibt. Dabei nehmen das Material sowie der Beschaffenheit der hauseigenen Wasserleitungen einen hohen Stellenwert ein. Große Vorsicht walten lassen sollten Sie vor allem dann, wenn das Gebäude Bleirohre aufweist, die heute noch in einigen Altbauten anzutreffen sind. Treten in diesem Zusammenhang Schadstoffe wie Cadmium, Nickel, Kupfer oder Blei aus, ist dies für unsere Gesundheit als kritisch zu werten. Ein hoher Eisengehalt, etwa durch verrostete Rohre, ist zwar nicht schädlich. Durch die rötliche Verfärbung ist das Wasser jedoch nicht schön anzuschauen und schmeckt auch etwas unangenehm. Auch Kalk im Wasser schadet nicht, ist Kalzium schließlich ein wichtiger Mineralstoff. Für Kaffeemaschinen, Wasserkocher und vergleichbare Geräte ist jedoch Kalk ungünstig, da verkalkte Küchenmaschinen mehr Strom benötigen.
Mineralwasser schneidet schlechter ab
Vorausgesetzt, die eigenen Wasserrohre befinden sich in einwandfreiem Zustand, ist das Leitungswasser gesund und zwar mindestens genauso, wie das in Flaschen abgefüllte Wasser. Werden die Testergebnisse der Stiftung Warentest betrachtet, schneidet das Hahnenwasser sogar besser ab. Von den insgesamt 29 getesteten Mineralwasser hielten die Experten keines für wirklich empfehlenswert. In jeder dritten Flasche fanden die Prüfer Keime, die insbesondere für Babys und Immunschwache bedenklich sein können. Die Tester stellten zudem fest, dass das Mineralwasser trotz des Namens kaum Mineralien wie Natrium, Kalzium und Magnesium enthält. Darüber hinaus seien viele Flaschen unzureichend gekennzeichnet. Im Vergleich dazu beweisen Untersuchungen bereits seit Jahren, dass Leitungswasser gesund ist. Berichte des Umweltbundesamtes zur Trinkwasserqualität bestätigen die geringe Verkeimung sowie den guten Mineralstoffgehalt des Leitungswassers. Dies ist nicht weiter verwunderlich, zumal die Mineralwasserverordnung im Gegensatz zur Trinkwasserverordnung keine Tests auf Nitrat oder Pestizide vorschreibt.